saai | Archiv für Architektur und Ingenieurbau
Digitaler Katalog Egon Eiermann
Bauten Märkische Metallbau GmbH
1939-1942
Bauten Märkische Metallbau GmbH
Bei der Planung der Fabrikanlage für das Unternehmen Märkischer Metallbau GmbH brauchte Egon Eiermann nicht - wie im Falle der Feuerlöscherfabrik in Apolda - Rücksicht auf eine bereits vorhandene Bebauung zu nehmen. Hier nutzte er vielmehr die gestalterische Freiheit, indem er sich am Produktionsfeld der Firma orientierte und die technischen und ästhetischen Möglichkeiten des Stahlbaus zum Programm erhob. Zumindest legt die extreme Reduzierung der Baustoffe auf Stahl und Glas beim Kesselhaus und Kantinengebäude diese Annahme nahe. Eine solche Radikalität sollte erst im späteren Werk bei den federleicht wirkenden Deutschen Pavillons auf der Brüsseler Weltausstellung von 1958 wieder erreicht werden.
Stets betonte Eiermann die Notwendigkeit heller Tageslichträume für Arbeitsstätten. Selten aber genoss die Belegschaft eine so angenehme Atmosphäre wie bei der Oranienburger Fabrikanlage. In der Kantine aßen die Beschäftigten in einem mit Grünpflanzen bestückten, gewächshausartigen Saal, der sich an drei gänzlich verglasten Seiten - die nackten Stahlstützen waren wie später beim Brüsseler Pavillon ins Rauminnere verschoben - nach außen öffnete.
Gestalterische Subtilität kennzeichnet auch die anderen Gebäude der Fabrikanlage. Sie lassen jedoch deutlicher die Handschrift Eiermanns erkennen: etwa in der ästhetischen und technischen Perfektion, mit der alle Fenster-und Türöffnungen exakt in den Raster der Fassadenverkleidung aus dunkelbraunen Steinzeugplatten einschneiden, oder im bündigen Wandabschluss der Fenster im Pförtnerhaus und ihrem bis zum Boden reichenden Format. Trotz Perfektionismus im Detail und künstlerischer Selbstbeschränkung finden sich jedoch auch bei dieser Fabrikanlage Zeichen für Eiermanns latente Neigung zu plastischem Ausdruck. Dies mag für die hohe, beeindruckende Gruppe von vier Schornsteinen ebenso gelten wie für die Raum greifenden Flugdächer auf dem Verwaltungsgebäude und dem Pförtnerhaus.
Arthur Mehlstäubler
"Egon Eiermann 1904-1970. Die Kontinuität der Moderne", Hrg. Annemarie Jaeggi, Hatje Cantz: Ostfildern-Ruit, 2004, S. 139
Projektspezifische Angaben
- Egon Eiermann, Architektur
- Märkischer Metallbau GmbH, Bauherr*in
- Rudolf Büchner, Robert Hilgers, Albrecht Lange, Heinrich Stuempel, Mitarbeiter*innen Eiermann