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Digitaler Katalog Egon Eiermann

Wettbewerb (1.Preis) und Entwürfe Rundfunkgebäude Süddeutscher Rundfunk
1948-1951

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Wettbewerb (1.Preis) und Entwürfe Rundfunkgebäude Süddeutscher Rundfunk

Im Jahre 1948 erhielt Egon Eiermann nach dem ersten Preis im Wettbewerb für den Neubau des Rundfunkhauses den Planungsauftrag. Nach der Ausarbeitung mehrerer Vorentwürfe und Varianten lag 1951 der baureif durchgearbeitete Entwurf vor, als das Bauvorhaben gestoppt wurde, weil das neu aufkommende Fernsehen neue Dispositionen nötig machte. Als Bauplatz war der Park der Villa Berg vorgesehen, ein Gelände auf einem der Höhenrücken, die die Stadt Stuttgart umgeben. Der Auslober forderte, die Villa Berg in die Planung einzubeziehen.

Die Neubauten sollten in drei Bauabschnitten errichtet werden: dem eigentlichen Sendekomplex, dem Teil der Verwaltung und einem Konzerthaus mit 1200 Plätzen. Der Architekten schlugen vor, die Neubauten nicht über Dachhöhe der Villa Berg hervortreten zu lassen, um eine Störung der Stuttgarter Stadtsilhouette zu vermeiden und den Park mit seinen Erholungsflächen möglichst wenig zu beeinträchtigen. Diese Konzeption führte dazu, den Verwaltungsbau weit aus dem nach Nordwesten fallenden Hang hinauszuschieben, so daß das Gebäude bei gleichbleibender Dachhöhe von drei auf zehn Geschosse anwächst. An seiner höchsten Stelle erfolgt die Erschließung, wodurch zum einen erreicht wird, daß der Park vom Fahrverkehr und von Stellflächen freigehalten wird, zum anderen, daß die Räume mit starkem Publikumsverkehr in den unteren Geschossen untergebracht sind, während die Räume, die einer schöpferischen Arbeit dienen, in ruhiger Lage in den Obergeschossen auf gleicher Ebene mit den zugehörigen Senderäumen liegen.

Das Sendegebäude sollte in Sockelhöhe mit der Villa Berg verbunden sein und mit dem leicht abgewinkelten Verwaltungsbau und dem separat gelegenen Konzertsaal eine Baugruppe bilden, die die Villa Berg in ihrer Wirkung nicht beeinträchtigt.

Für den Wettbewerb wurde eine Variante ausgearbeitet, die alle geforderten Räume in einem Gebäude zusammenfaßt, dessen terrassierte Außentrakte, die die Verwaltung aufnehmen, den Sendebereich wie Treppenwangen umklammern. Im Ausführungsentwurf ist das Sendesaalgebäude entsprechend der ersten Wettbewerbslösung auf die Villa Berg bezogen, im rechten Winkel das Gebäude für die Verwaltung angeschlossen, das mit elf Geschossen die Höhe der Villa Berg weit überragt. Ein kreisrunder niedriger Kantinenbau vermittelt zwischen den unterschiedlichen Höhen der Bauten. Das Sendegebäude selbst besteht aus drei Teilen, die zur Vermeidung von Schall- und Erschütterungsübertragungen auf den Sendebereich konstruktiv eigenständig ausgebildet sind: aus einem massiven Gebäudekern mit den schallempfindlichen Senderäumen, aus einer binderüberspannten Halle aus Stahl, die den Kern umspannt, die Verkehrszonen aufnimmt und im Binderraum die Klimaanlage trägt, und aus den Seitentrakten – Stahlskelettkonstruktionen – mit Proberäumen, Stimmzimmern und technischen Räumen, die den Sendebereich gegen Schall von außen schützen.

Immo Boyken, „Entwurfscharakteristika im Werk von Egon Eiermann aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg“ , Diss., Universität Karlsruhe, Fakultät Architektur, Teil III, S. 32f.

Projektspezifische Angaben

Projekt Wettbewerb (1.Preis) und Entwürfe Rundfunkgebäude Süddeutscher Rundfunk
Beteiligte
  • Egon Eiermann und Robert Hilgers, Architektur
Projektzeitraum 1948-1951

Objektspezifische Angaben

Typologie Rundfunkgebäude, broadcasting stations

Ortsspezifische Angaben

Land Deutschland
Ort Stuttgart