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Wettbewerb »Verwendung und Gestaltung der St. Nikolai-Kirchenruine«
1953

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Wettbewerb »Verwendung und Gestaltung der St. Nikolai-Kirchenruine«

Die neugotische Kirche St. Nikolai, ein Bau von George G. Scott, wurde im letzten Kriege schwer getroffen, das Schiff nahezu völlig zerstört, der Turm beschädigt. Aufgabe des Wettbewerbs war es, alternative Lösungen für die künftige Verwendung der Kirche zu entwickeln. Dabei war zu bedenken, daß wegen der Lage in der einwohnerarmen Innenstadt ein Kirchenraum der ehemaligen Größe nicht mehr gebraucht wurde.

Den zwei Vorschlägen, die Eiermann erarbeitete, ist gemeinsam die Erhaltung des für die Stadtsilhoutte Hamburgs charakteristischen Turmes, die Nutzung seines Inneren als Ehrenmal für die Toten des Krieges, und die Anlage eines erhöhten Podestes zur Aufnahme der Neubauten. Der Vorschlag A orientiert sich an den baulichen Vorgaben und nimmt die alte Bauachse wieder auf. In Korrespondenz zum Turm wächst der Neubau hochaufragend aus den Ruinen des Schiffes heraus - aneinandergereihte, gefaltete Binder, deren Gestalt an gotische Formen erinnert. Der Vorschlag B geht vom Abbruch der Kirchenschiffsruinen aus und ordnet die alten und neuen Bauteile auf einer Plattform als neuen kirchlichen Bezirk. Das Kirchengebäude, dessen Inneres - ganz von farbigen Glasbildern umschlossen - in gedämpftem Licht liegen sollte, ist rechtwinklig gegen die alte Bauachse gestellt. Ein separat stehen- der Glockenträger übernimmt die maßstäbliche Vermittlung zu den mächtigen Baumassen des alten Turmes. Als statisches Gerüst der Kirche war ein längsgerichteter Stahlbetonrahmen mit angehängtem Dachtragwerk und Zugstäben an den Längsseiten des Gebäudes geplant.

Immo Boyken, „Entwurfscharakteristika im Werk von Egon Eiermann aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg“ , Diss., Universität Karlsruhe, Fakultät Architektur, Teil III, S. 90